Ran mit den Flaps

Nachdem wir die Einlagen über die Hand gebogen und “gebastet haben, wird der Aussenstoff aufgenäht. dazu schlagen wir den überstehenden zentimeter Stoff nach innen um und fixieren ihn mit einem Running stitch.

Dann wird der Flap noch einmal gebogen und gebastet um sicherzugehen daß die Biegung bleibt. ich bin mir nicht sicher ob de Schritt im original auch gemacht wurde, aber ich wollte sichergehen, daß die drei Schichten Innenfutter und das Aussenfutter sich schön zusammen an den Körper schmiegen.

Bild1

Das Innenfutter wird mit einem feinen Whipstitch angebracht und die offene Seite mit Heftwolle und einem weiten Running Stitch vernäht, damit der Flap sich nicht beim Vernähen auf den Doubletkörper verzieht.

Vom nächsten Schritt, dem Vernähen, habe ich leider kein Foto. Ich war so konzentriert, ich habe komplett vergessen ein Foto zu schießen. Ich kann nur soviel sagen, ich habe die Flaps aufgepinnt und von der Mitte des Rücken zum vordersten Flap genäht. Ich hatte Angst, wenn ich in einem Durchgang von links nach rechts durchnähe, verziehen sich Ober- und Unterseite zuviel (eine der wenigen Nähte wo ich wirklich die Maschine verwendet habe. Die Handnaht war mir da zu unsicher. )

Anschließend habe ich den Überhang der vernähten Flaps mach oben geschlagen, niedergebügelt und mit einem weiten Whipstitch an den Zwischenschichten des Doublet vernäht. Damit habe ich mir beim Einnähen den Innenfutters leichter getan weil der dicke Wulst einigermaßen flach war und sich nicht von seiner Position lösen konnte (leider hat auch hier meine Bildfaulheit zugeschlagen).

Das Innenfutter wurde hineingebastet, damit es beim Vernähen anschließend nicht mehr verrutschen kann.

innenfutter

 

Flap Flap

Die beiden Vorderteile brauchen Knöpfe und Knopflöcher. Die Knöpfe können direkt vernäht werden. Es wird eine Blende aus Innenfutterstoff darübergelegt und daher sind die Befestigungsstellen nicht mehr sichtbar.  Auf der Knopflochseite muss die Blende zuerst mit der Hand eingenäht werden, dann die Knopflöcher mit der Nähmaschine gestochen. Warum diese Vorgehensweise eingehalten werden muss ist eindeutig, wenn man das Doublet auch irgendwie mit Knöpfen richtig schließen will.

In den nächsten Schritten haben wir das Rückenteil und die Vorderteile an der Seitennaht zusammengenäht und den Außenstoff innen umgeschlagen und vernäht. Die Schulternähte bleiben offen. Leichte Arbeit. Der nächste Schritt wird interessanter.

innen

Da habe ich das Muster gar nicht so schlecht erwischt 🙂

vorderseite

 

Die Flaps sind zu nähen. Und sie sind fertig (Innen- und Aussenfutter) zu stellen bevor sie an das Doublet angeheftet werden. Und da wird es interessant. Als Grundlage für die Flaps nimmt man zwei Lagen Füllstoff und “bastet” sie, sodass sie eine Wölbung ergeben. (ähnlich wie die Polsterung auf den Schultern). Dann vernäht man den Außenstoff und zu guter Letzt das Innenfutter mit versteckter Naht.

Nach dem “Basting” sieht man, es bleibt eine leichte Wölbung (zwischen 3 bis 5 mm seht die innere Schicht des Füllstoffes über die äußere.)

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Das Außenfutter wird nun 1,5cm größer ausgeschnitten. Ausnahme, an der oberen Kante, mit der Flap an das Doublet genäht wird. Da macht es keinen Sinn größer auszuschneiden. Umgebügelt und vernäht und ab geht die Post… 8 Mal.

 

 

 

Probleme:

Wenn ich den Außenstoff mit den beiden Innenschichten vernähe, bleibt dann die Wölbung? Bei einigen Flaps war die Wölbung wohl zu wenig um nach dem Vernähen der beiden Schichten noch immer sichtbar zu sein. Muss ich die beiden Schichten zuerst gewölbt zusammen”basten” und dann erst vernähen? Das ist eine offene Frage, die wird auch im Schnittbuch nicht geklärt. Sie gehen wohl von einer stärkren Wölbung aus als ich sie mit meinen Stichen erreicht habe. Waren meine “Bastingstiche” nicht eng genug? War ich da zu faul und habe den Abstand der Stiche zu groß gewählt?  Time to find out. 😀

Wenn man vorne die beiden Front-Flaps nicht überlappend haben will, muss man den Schnitt so modifizieren, dass die Abschlussspitzen der Doublet-Vorderseiten sich leicht nach innen biegen. So wie der Schnitt im Original gezeichnet ist, funktioniert das nicht. Der Schnitt in meinem Anleitungsbuch hat so eine Modifikation vorgesehen . In meinem nächsten Projekt werde ich das beherzigen und in meinen Schnitt einbauen, für dieses Projekt ist es zu spät.

zukunft.jpg

 

 

 

 

Innenschicht, Padding und das “Basting”

Die ersten wirklichen Nähschritte betreffen das Innenfutter. Damit die zukünftigen Doublet-Schichten besser anliegen, werden die Teile, die als Auspolsterung (padding) dienen, mit dem “basting stitch” (fragt mich bitte nicht wie der auf Deutsch heisst) miteinander vernäht. Dabei werden die Teile, die sich dann and en Körper anschmiegen sollen (also hauptsächlich der Schulterbereich bzw die Taille) über das Knie gerollt und dann vernäht.

Bild2.png

Pro-Tip: Wenn du deine Inneschichten nicht über das Knie legen kannst (phun intended), nimm eine Klopapierrolle, schneide sie in der Hälfte auseinander, lege die fixierte Innenschicht mit dem Padding darüber und baste dann die Schichten gerundet zusammen. So bekommst du eine schöne Wölbung des Stoffes und das ganze Werk liegt danach perfekt am Körper an.

Im zweiten Schritt wird der Oberstoff an die Innenschicht fixiert. Das wird ebenfalls mit einem “Basting stitch” gemacht, der aber viel weiter ausfallen kann. Dieses hier verwendeten Fäden werden am Ende wieder aus dem Doublet gezogen. Sie dienen in erster Linie dazu das Verrutschen von Oberstoff und Innenschichten zu verhindern. Wir müssen die einzelnen Teile im weiteren Prozess ziemlich oft hin und her drehen. Wenn du da die beiden Schichten nicht ordentlich zueinander fixierst, verschieben sich die Teile und du bist mehr am Richten der Schichten als am Nähen des Doublets.

basting.jpg

Probleme: Eigentlich keine. Wenn du den “basting stitch” verstanden hast, ist das ein sehr einfacher Schritt.

Material, die Erste

Nach reichlich langer Suche, und nach vielen Diskussionen mit meiner Stilberaterin über meinen Geschmack, haben wir das Material für Teil 1 des Projektes zusammengetragen. Nicht einfach, denn grün hat – zumindest für mich – immer den eigenartigen Effekt, dass verschiedene Grüntöne nie zusammenpassen. Silberner Stoff, welcher als Kontrast vielleicht auch noch brauchbar wäre, ist generell schwer zu finden oder so unglaublich teuer, dass es sich nicht auszahlt, ihn für so ein Projekt zu benutzen.

Stoff1.png

Innenfutter: (1)

Das Innenfutter besteht aus einer grünen Garbardine. Sie ist sehr fein gewebt und sehr leicht. Genommen habe ich es nur, weil nach ewiger Suche die Farbe eigentlich die einzige war, die einigermaßen zum Oberstoff (2) gepasst hat. Eigentlich ist der Stoff zu leicht für ein Innenfutter aber ich hege die Hoffnung, dass es mit einer Versteifungslage aus Köper (3) rausreichend stabil wird.

Oberstoff : (2)

Der Oberstoff ist Baumwolljaquard. Die Grundfarbe war silber und ist ein Rest von einem Kleid, daß meine bessere Hälfte für das Barocksetting genäht hat. Eigentlich wollten wir die Reste testhalber grün färben, aber das Färbemittel hat nur an einem Teil der Webung angenommen. Das Resultat ist aber ein sehr schönes Muster in dunkelgrün-silber. Eigentlich ein verpatzter Färbeversuch aber bei zweitem Blick ein perfekter Soff für ein grünes Doublet.

Versteifung und “Padding”: (3) und (4)

Als Versteifung nehmen wir einen schweren Leinenköper (3). Der Stoff war beim Kauf sehr steif aber nach dem obligatorischen Vorwaschen ist er seidenweich geworden. Ich bin mir nicht sicher ob das sein hätte dürfen, aber wir vesuchen es in diesem Projekt trotzdem als Zwischenschicht zu benutzen.

Nummer 4 ist Mantelflausch in weiß. Er dient als Schulter”padding” und soll für angenehmes Tragen und schöne Kontur sorgen.

 

Im nächsten Post werde ich Nähtechnik und die Arbeitsweise näher erläutern.

Der Schnitt für das Doublet

Wie bereits im Eingangsbeitrag erwähnt haben wir als Grundlage den Schnitt 108 “Men’s 1610s-1620s Doublet” von Reconstructing History genommen. Für mein erstes Projekt mit diesem Schnitt habe ich schon viele Änderungen vorweggenommen und habe für dieses Projekt nur noch Kleinigkeiten angepasst. Der Schnitt passt nicht zu 100%, das ist so zu akzeptieren, aber ich habe ihn mit meinen Skills soweit adaptiert, dass ich denke ein gutes Ergebnis erzielen zu können. Schnittadaption ist meiner Meinung nach die Meisterklasse und davon ist der Nähknecht noch weit entfernt. 🙂

To-dos:

  • Die Armlöcher kommen mir sehr groß vor, sind aber im Original exakt so beschrieben.
  • Auch die flaps/tabs müssen an den neuen Schnitt angepasst werden damit die Optik stimmt; dass dies nicht ganz Original ist, ist für mich zu verschmerzen.
  • Ein neuer Schnitt für den Arm muss her, der alte passt nicht mehr in die Anpassungen hinein.

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Auf dem Bild fehlen der zweite Teil des Ärmels und der Kragen. Die beiden paddings, mitte links, sind nicht aus dem Originalschnitt, sondern von einem Schnitt aus dem Buch “17th-Century Men’s Dress Patterns” übernommen. Sie scheinen mir auch wesentlich besser zu passen als die im Originalschnitt vorgeschlagenen Vestärkungen und paddings.

 

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Ich habe mich weiters entschlossen, die Erstellung des Doublets auf etwas fundiertere Beine zu stellen als ich es bisher in meinen vorherigen Projekten getan habe. Das Buch zerlegt einige historische Doublets in seine Näheinzelteile und zeigt, wie man in der Vergangenheit diese Kleidungsstücke Schritt für Schritt zusammengesetzt hat. Aus diesem Buch habe ich ein spezielles Beispiel – ich will hier nicht zu viel Werbung machen oder verraten, aber es ist das rote Doublet auf dem Cover 😉 – das padding meines Schnittes komplett angepasst. Auch die Nähschritte werde ich so aus dem Buch übernehmen. Das bedeutet allerdings viel Handarbeit und zusätzlichen Aufwand. Mal sehen, ob sich das im Endergebnis widerspiegeln wird. Andererseits wenn alles funktioniert, hätte ich dann etwas zu faseln? 🙂

In the Beginnning

Das erste Projekt mit dem ich hier beginnen will, ist ein Projekt für einen spanischen Charakter, den ich in unserer grossen Barockkampagne spiele. Der Anlass für das Ausführen der neuen Klamotte ist fancy. Kardinal Richelieu lädt zu einem Ball. Da muss man natürlich adäquat gekleidet sein.

Also zuerst Kostümrecherche: Auf den alten Bildern sehen Spanier zwischen 1620 und 1630 sehr ähnlich aus. Meistens schwarz, ein Spitzenkragen und viel in gold. das erschien dann doch sehr langweilig. Da wollen wir mal was anderes versuchen. Aber ganz ohne schwarz gehts halt dann doch nicht.

Meine bessere Hälfte ist eine Fundgrube an Ideen und hat mir ein Bild herausgesucht, welches ich als grobe Vorlage benutzen will. Grob, weil grün fuer das Doublet genommen wird anstatt gold… anderer Schnitt und die Knöpfe bekommen wir so auf die Schnelle nicht hin und generell… also eigentlich sieht alles anders aus :). Wir arbeiten also nicht an einer Kopie sondern nehmen die Ideen aus den Vorlagen auf und wandeln sie in eine passende Gewandung um.

Das Bild der Vorlage ist folgendes:

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Der Herr auf dem Bild ist vermutlich Walterus Fourmenois. Gemalt wurde das Bild ca. 1620. Der Künstler ist Salomon Mesdach. Wenn jemand weiss, wo das Original aufbewahrt ist, wäre ich um einen Hinweis sehr dankbar.

Man sieht hier schön ein Doublet in schwarz-gold mit einem schwarzen Jerkin darüber. Die Hose besteht aus demselben Stoff wie das Jerkin und ist extrem bauschig ausgeführt. Das Jerkin hat offene Ärmel und es sieht so aus, als ob Doublet und Jerkin denselben Schnitt verwenden. Auch andere Bilder dieser Zeit mit ähnlichem Motiv lassen denselben Schluss zu.  Ein weiteres Indiz ist, daß das Bild so gezeichnet ist, daß das  Jerkin nicht komplett geschlossen werden kann.  Zumindest nicht ohne den Träger extrem einzuengen.

Als Schnitt verwenden wir (auch hier wiederrum als Ausgangsmaterial) den Schnitt 108 “Men´s 1610s-1620s Doublet” von “Reconstructing History”. An dem Schnitt mussten wir einige Änderungen vornehmen, um ihn an meinen eher zylinderförmigen Körper anzupassen. Auch ist der 1620er Schnitt nicht ganz an meine Körpergröße angepasst und wurde daher zuätzlich noch einmal um 4cm verlängert. Damit hoffe ich eine gute Ausgangslage für dieses Projekt geschaffen zu haben.

Um das ganze Projekt dann noch einmal richtig spannend zu machen will ich noch Teile der historisch belegten Nähart verwenden, wie sie in diversen Büchern von Kostümhistorikern rekonstruiert wurde. In meinen bisherigen Versuchen Doublets zu nähen hat sich gezeigt, daß man bestimmte Schritte und Methoden doch verwenden sollte, will man nicht ein verzogenes, knitterndes Stück Etwas am Körper tragen. Aber dazu später mehr.